Entwicklung des Zielbildes der OZG-Rahmenarchitektur durch Konsultationsprozess
Im Zuge des Relaunches der Plattform openCode haben wir mit verschiedenen Nutzer:innen gesprochen, um ihre Erfahrungen und Perspektiven zu teilen.
Dieses Mal sprechen wir mit Thomas Bendig, der im Bundesministerium des Innern und für Heimat in der Abteilung „Digitale Verwaltung“ für Rahmenarchitekturen und Architekturrichtlinien verantwortlich ist. Er bringt wertvolle Erfahrungen aus der IT-Wirtschaft und Forschung in die Verwaltungsdigitalisierung ein, um die öffentliche Verwaltung als effizienten und vertrauenswürdigen Dienstleister für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen weiterzuentwickeln. Im Gespräch beleuchtet er die Potenziale von openCode und zeigt auf, welche Chancen sich für eine moderne Verwaltung in Deutschland ergeben.
Wie sind Sie zur Nutzung von openCode gekommen?
TB: Wir hatten für die Entwicklung des Zielbildes der OZG-Rahmenarchitektur einen breiten Konsultationsprozess geplant, um Vertreter:innen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft einzubeziehen. Das Onlinezugangsgesetz (OZG), das 2017 in Kraft getreten ist, verpflichtet alle Behörden, ihre Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 digital über Verwaltungsportale anzubieten. Es bildet die Grundlage für das bislang größte Modernisierungsprojekt der öffentlichen Verwaltung in Deutschland.
In unserem Konsultationsprozess wollten wir möglichst viele Teilnehmende dazu einladen, ihre Visionen für eine digitale Verwaltung der Zukunft mit uns zu teilen. Es war uns wichtig, dass die Teilnehmenden nicht nur mit uns, sondern auch untereinander kommunizieren und die Vorschläge der anderen sehen und kommentieren können. Volle Transparenz und Interaktion standen dabei im Fokus.
Bei der Suche nach einer passenden Plattform für einen solchen Prozess wurde uns klar, dass ähnliche Anforderungen beim Entwickeln von OpenSource-Software in offenen verteilten Teams bestehen. Nach einem kurzen Test von openCode haben wir uns entschieden, unsere Konsultation über diese Plattform zu realisieren. Positiv war dabei auch, dass openCode in Deutschland betrieben wird.
"openCode war die perfekte Plattform, um diesen Konsultationsprozess zu realisieren."
Wie hat die Plattform Ihre Arbeit konkret unterstützt?
TB: Die Plattform hat uns hervorragend dabei unterstützt, systematisch mit einer Vielzahl von Teilnehmenden zu interagieren und dabei nicht den Überblick zu verlieren. Außerdem konnten die Teilnehmenden auch untereinander diskutieren und die Vorschläge der anderen bewerten und kommentieren, was dazu geführt hat, dass die Ideen weiterentwickelt wurden und neue Sichtweisen und Anregungen einfließen konnten.
Welche Funktionen der aktuellen Plattform nutzen Sie am häufigsten?
TB: Wir haben in unserem Konsultationsprozess vorrangig auf die Standardfunktionalitäten wie das Erzeugen von Issues, die Kommentierung und die automatische Benachrichtigung gesetzt.
Was schätzen Sie besonders an openCode?
TB: Die volle Transparenz, das Hosting in Deutschland, die Exportmöglichkeit der Inhalte und die kostenlose und unkomplizierte Nutzung waren für uns ausschlaggebend.
Wie wichtig ist openCode für die digitale Zusammenarbeit in der öffentlichen Verwaltung?
TB: openCode bietet die Möglichkeit, starre Prozesse aufzubrechen und größere Gruppen von Stakeholdern einzubeziehen – von der Anforderungsanalyse zu Beginn bis hin zur Bewertung der Ergebnisse am Ende. So kann frühzeitig sichergestellt werden, dass die Erwartungen vieler Nutzer:innen und Nutzergruppen erfüllt werden.
Welche Vorteile sehen Sie in der Nutzung von Open-Source-Lösungen im öffentlichen Sektor? Wie trägt openCode aus Ihrer Sicht zur digitalen Souveränität bei?
TB: OpenSource-Lösungen bieten die große Chance der mehrfachen Nutzung. Das spart Kosten und sorgt ganz nebenbei für eine Standardisierung der eingesetzten Lösungen. Neue Funktionen können in der Regel leicht integriert und anschließend allen Nutzer:innen zur Verfügung gestellt werden – unabhängig von einem einzelnen Anbieter.
Der ungehinderte Einblick in die OpenSource-Lösungen erhöht zudem die Sicherheit, da eine Vielzahl von Expert:innen Schwachstellen identifizieren und beheben kann.
Wie stehen Sie zum Relaunch?
TB: Da openCode ursprünglich nur zur Verwaltung von Quellcode für Informatiker:innen entwickelt wurde, würden wir uns für zukünftige Releases eine Vereinfachung der User Interfaces wünschen, so dass sich auch Nutzende, die keinen IT-Background haben, sofort zurechtfinden.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Behörden oder Nutzenden, die die Plattform noch nicht nutzen, mitgeben?
TB: Man sollte openCode zunächst in kleinen unkritischen Projekten einsetzen und ausprobieren. So lässt sich am besten beurteilen, welche Funktionen der Plattform sich für die eigenen Projekte und Prozesse am effektivsten nutzen lassen und wie sie optimal konfiguriert werden sollten.
Welche Funktionen der aktuellen Plattform nutzen Sie am häufigsten?
KT: Hauptsächlich verwenden wir die Repository-Verwaltung und die Dokumentation in unserem Projekt. Zusätzlich nutzen wir immer häufiger die Kollaborationsmöglichkeiten für die Zusammenarbeit mit Dienstleistern oder anderen Kommunen.
Was schätzen Sie besonders an der openCode-Plattform?
KT: Die Plattform ist ein äußerst wichtiger Schritt, um die kommunalen Rahmenbedingungen für Digitalisierung transparent und im Sinne des Open-Source-Gedankens gestalten zu können.
Wie wichtig ist openCode für die digitale Zusammenarbeit in der öffentlichen Verwaltung?
KT: Dank openCode können Erfolg und Fortbestand von Open-Source-Projekten sichergestellt und unterstützt werden. Durch den Wissenstransfer und die Möglichkeit, bestehende Code-Zeilen zu adaptieren, können außerdem viele Kosten eingespart werden. Gleichzeitig wird die Unabhängigkeit der Kommunen gewahrt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Anwendungsfälle
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